Amerikanische Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Zusammensetzung der menschlichen Mikroflora nicht nur von der äußeren Umgebung und dem Lebensstil, sondern auch von individuellen genetischen Mutationen abhängen könnte. Dieser Zusammenhang wurde durch die Analyse von Daten des Human Microbiome Project aufgedeckt, das Informationen über Bakterien sammelt, die verschiedene Teile des menschlichen Körpers bewohnen.
Ein Team unter der Leitung von Ran Blackman von der Cornell University führte eine groß angelegte Studie durch und verglich die genetischen Profile von Hunderten von Menschen mit Daten über Bakterienkolonien auf ihrem Körper. Dafür wurden Abstriche von Haut, Schleimhäuten und anderen Bereichen verwendet. Es stellte sich heraus, dass einige Mutationen in direktem Zusammenhang mit der Anzahl bestimmter Bakterienarten stehen.
Wissenschaftler entdeckten 51 genetische Mutationen, die die Mikroflora in verschiedenen Körperteilen beeinflussen. Diese Variationen beeinflussen nicht nur die Gesamtzahl der Bakterien, sondern auch ihre spezifische Artenzusammensetzung. Besonders interessant waren Fälle, in denen bestimmte Gene gleichzeitig mit Mikroflora-Eigenschaften und chronischen Erkrankungen assoziiert waren.
Beispielsweise weisen Menschen mit einer Mutation im PCSK2-Gen eine erhöhte Anzahl von Bacteroides-Bakterien im Darm auf. Dieses Gen wurde bereits mit der Entstehung von Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. In einem anderen Fall wurde eine Mutation im CXCL12-Gen, das an Entzündungsprozessen beteiligt ist, mit einem Überschuss an Granulicatella-Bakterien auf der Haut in Verbindung gebracht – Mikroorganismen, die häufig mit dermatologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Die Forscher betonen, dass noch unklar ist, was zuerst eintritt: Mutationen, die das Wachstum bestimmter Bakterien provozieren, oder umgekehrt die Reaktion der Mikroflora auf krankheitsbedingte Veränderungen. Die Klärung dieses Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs ist die nächste Aufgabe ihrer wissenschaftlichen Arbeit.
Interessanterweise haben auch andere Wissenschaftlergruppen bereits den Einfluss der Mikroflora auf den physiologischen und sogar psychischen Zustand eines Menschen festgestellt. Insbesondere wurde vermutet, dass Darmbakterien auf Rezeptoren im Gehirn wirken und so Stimmung und Emotionen beeinflussen. All dies unterstreicht, wie eng Genetik, Mikroflora und menschliche Gesundheit miteinander verknüpft sind.
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